Nach der Vereinssitzung mit Wahlen und den Berichten über die Entwicklung im deutschsprachigen Raum referierte Pater Sven Conrad, FSSP, ab 11.15 Uhr im barocken Bibliothekssaal über das Thema: "Kirche besteht als Liturgie - Das liturgische Anliegen Papst Benedikt XVI". Beginnend mit dem heilsgeschichtlichen Bezug des Neuen Testaments auf den Alten Bund stellte Pater Conrad die Aussagen Kardinal Ratzingers zum christlichen Opferkult dar, dessen innerstes Wesen die Liebe sei. Nach einer Würdigung der Kirchenmusik, die kein äußerer Schmuck, sondern selbst Liturgie sei, zitierte der Referent Kardinal Ratzinger zur Liturgiereform im angeblichen "Geist des Konzils" und zum faktischen Verbot des "alten" Meßbuchs: dadurch sei ein "Bruch in die Liturgiegeschichte getragen worden, dessen Folgen nur tragisch sein konnten". Kardinal Ratzinger forderte sowohl eine neue Liturgische Bewegung für den Ritus Papst Pauls VI. als auch eine Einbindung des klassischen römischen Ritus als lebendigen, eigenständigen Ritus unter der Autorität der Kirche.
Während der Mittagspause konnten die Tagungsteilnehmer sich sowohl leiblich stärken als auch das neurenovierte Klostermuseum besichtigen.
Um 14.45 Uhr begann das Pontifikalamt in der Basilika St. Martin mit der liturgischen Ankleidung des Zelebranten, Erzbischof Wolfgang Haas. Der prachtvolle Kirchenraum blühte förmlich auf, als die heilige Messe in der feierlichen Form zelebriert wurde, für die das Gotteshaus einst gebaut wurde: Die roten Meßgewänder des Bischofs und seiner Leviten harmonierten mit den ganz auf Weiß und Gold abgestimmten Farben der Stuckreliefs und Fresken; die Klänge des gregorianischen Chorals mischten sich mit der Orgelbegleitung; der Weihrauch schwebte über dem Altar in der Nachmittagssonne. In seiner frei gehaltenen Predigt ging Erzbischof Haas auf den Tagesheiligen, Petrus von Verona, ein, der sein Bekenntnis zur Kirche als Märtyrer mit seinem Blut besiegelte. Auch wir sollen uns am katholischen Glauben freuen und auch wir sind berufen, dafür Zeugnis abzulegen. Das gelingt nur, wenn die Verbindung zum Weinstock Christus nicht abreißt, wie es im Evangelium aufgezeigt wurde.
Pro Missa Tridentina ist ein Zusammenschluß katholischer Laien des deutschsprachigen Raums, die der Feier der heiligen Messe und der anderen Sakramente im klassischen römischen Ritus verbunden sind.
Ziel der Laienvereinigung ist es, die tägliche Feier der Liturgie im klassischen römischen Ritus gemäß dem Motu proprio "Ecclesia Dei" in allen deutschsprachigen Diözesen überall dort zu erreichen, wo Gläubige dies wünschen, sowie Hilfestellung zu leisten, um eine Feier gemäß dem Missale von 1962 zu ermöglichen.
1988 erließ Papst Johannes Paul II das Motu proprio "Ecclesia Dei", in dem er weltweit die Bischöfe bittet, die "Richtlinien zum Gebrauch des Römischen Meßbuchs in der Editio typica vom Jahr 1962 weit und großzügig" anzuwenden und damit die "Berücksichtigung der gerechtfertigten Wünsche" traditionsverbundener Katholiken "sicherzustellen".
Dies entspricht dem feierlichen Konzilstext: "Treu der Überlieferung erklärt das heilige Konzil ..., daß die heilige Mutter Kirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt." (Art. 4 der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils)
(Monika Rheinschmitt, Vorsitzende) |